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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Auf die Börse schauen viele Deutsche wie auf eine Schlange: Sie fasziniert uns, aber man wagt sich besser nicht zu nah an sie heran. Wer weiß schon, ob sie einen nicht mit Haut und Haar und Geldbeutel verschlingt. Man durchblickt einfach nicht, ob die Kurse als nächstes nach oben oder nach unten gehen. Ohnehin scheint dabei mehr Magie als Mathematik im Spiel zu sein. In diesem Text erzählt Teja Fiedler von der ersten Hausse und dem ersten deutschen Börsenkrach: Zu Beginn der 1870er-Jahre verzockten gierige, aber auch gestandene Anleger einen großen Teil ihres Vermögens. Das Wort "verzockt" trifft es in diesem historischen Fall tatsächlich: Es gab fast keine regulierenden Vorgaben, kaum Erfahrung, wenig Wissen, aber dafür ein mit den steigenden Kursen gleichsam zunehmendes Draufgängertum. Nur wenige Menschen, darunter die Schreiber einer Satirezeitschrift, verstanden, wie absurd die Geschäfte waren, die an der Börse getätigt wurden. So unterhaltsam der Text streckenweise ist: Deutlich wird auch, wie sehr der Börsenkrach den hiesigen Antisemitismus beförderte.
Quelle: Teja Fiedler Bild: dpa capital.de
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Ein Genuss zu lesen.
Eine kleine Anekdote.
Als ich mit diesem von mir beendeten Buch: https://www.randomhous...
auf Lesereise war, dachten etliche, die Passage unten hätte ich geschrieben. Damals hatten viele das Unwort "Notleidende Banken" noch im Kopf und sahen die staatliche Rettung von Banken. Mein Vater schrieb diese Zeilen 1990:
"Viele Gründer, die vor Ausbruch des Banken- und Börsenkrachs
jegliche Regierungsintervention entrüstet zurückgewiesen hätten, riefen
nun nach Staatshilfe, verlangten die Wiedereinführung der von
der Kriegszeit noch in Erinnerung gebliebenen Vorschusskasse oder
die Ermächtigung für die Preußische Bank, wertgeminderte Aktien
beleihen zu dürfen. Doch vorerst konnten nur »notleidende Institute
« unterstützt werden. Am ehesten intervenierte man, ganz im
Sinn der Staatsregierung, zugunsten von Eisenbahngesellschaften.
Als die ganze Flut der Bankzusammenbrüche kam, war es der
Preußischen Bank nicht mehr möglich, für alle Bedrohten und Betroffenen
Stützdämme zu bauen, weder materiell noch moralischpolitisch.
Mit Recht sah die öffentliche Meinung in den zahlungsunfähigen
Bankiers nicht Notleidende, sondern Spekulanten, die keine
Staatshilfe verdienten. Die meisten der Gescheiterten blieben sich
selbst überlassen und auf die vielgepriesenen Selbstheilungskräfte
der Wirtschaft verwiesen, was durchaus in der Logik des Kapitalismus
der freien Konkurrenz lag."