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Zeit und Geschichte

Wie sexistisch ist die Kunst? Malerei, Zensur und die neue Art, ins Museum zu gehen

Daniel Schreiber
Autor und Journalist
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Daniel SchreiberDienstag, 19.12.2017

Ich möchten diesen Text von Hanno Rauterberg empfehlen, weil er so gekonnt kluge Fragen aufwirft und die ideologischen Klippen, die sich bei solchen Fragen für gewöhnlich auftun, umschifft. Im Metropolitan Museum von New York hängt die "Träumende Thérèse" von Balthus, eines von vielen offen sexistischen Gemälden der Kunstgeschichte, das zudem noch ein junges Mädchen als ein Sexobjekt stilisiert. Eine schneeballartig wachsende Petition verlangt, dass dieses Bild abgehängt wird. Soll das Museum das tun? Anders als die Thea Dorns dieses Landes schreit Rautenberg nicht reflexartig "Zensur!", sondern weist darauf hin, dass die neue Aufmerksamkeit, die der Malerei durch die #metoo-Bewegung zukommt, etwas Gutes ist. Die Kunstgeschichte ist voll mit Bildern, die Männer als Genies feiern und die Unterwerfung von Frauen ästhetisieren. Jahrhundertelang hat die Malerei den Blick lüsterner Männer gefeiert und dabei geholfen, Misogynie tief in unsere Kultur einzugraben. Museen haben diese Fragen bisher ignoriert. Rauterberg weist aber auch darauf hin, dass es hier dennoch auch um Fragen der Kunstfreiheit geht, die es zu bewahren gelte. Puritanischen Furor gebe es, solange es die Kunst gibt, so der Autor, doch kam dieser bisher so gut wie nie von den progressiven Stimmen der Gesellschaft. Rauterberg schließt seine Überlegungen mit einer Analyse unserer neuen Beziehung zu Kunst und zu Museen, in der sich zwei unverträgliche Bildkulturen – Kunstgeschichte und Handykamera – treffen. Dass wir heute anders ins Museum gehen, hat wenig positiven Folgen für den Schutzraum, den das Museum einmal darstellen sollte. Nicht zuletzt dieser kluge Ausblick macht den Text sehr lesenswert.

Wie sexistisch ist die Kunst? Malerei, Zensur und die neue Art, ins Museum zu gehen

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Kommentare 1
  1. Fabian Goldmann
    Fabian Goldmann · vor fast 7 Jahre

    Schöner Text. Nur zwei Dingen würde ich widersprechen Erstens: Rauterberg ist schon einer, der "Zensur" schreit. Und zweitens: Museen haben diese Fragen bisher nicht ignoriert. Seitdem ich in Museen gehe, gibt es dort auch kritische Auseinandersetzungen
    mit (lüsternden) Künstlern. Das geschieht sicherlich zu selten und oft nicht kritisch genug, aber es gibt auch genügend Kuratoren, bei denen Rauterberg mit seinen Forderungen offene Türen einrennt.

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