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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Ich war in der zweiten Klasse, als Richard von Weizsäcker im Jahre 1985 seine Rede zum 40. Jahrestag des Zweiten Weltkriegs hielt und vom "Tag der Befreiung" sprach: Er begrüßte mit diesen Worten den Sieg der Alliierten am 8. Mai 1945 über die Wehrmacht. Ich bin mir zwar nicht mehr sicher, ob ich die Rede damals bewusst wahrgenommen habe, aber sie wurde in meinem Verwandtenkreis noch Jahre später diskutiert – von den einen zustimmend, von den anderen weniger.
In diesem Radiogespräch mit dem israelischen Historiker Dan Diener und seinem deutschen Kollegen Norbert Frei geht es um die vielen, nicht nur deutschen Facetten der kollektiven Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges. Und es geht um die Frage, weshalb die Formel von "Tag der Befreiung" immer schon problematisch gewesen sei. Ich verstehe zwar, dass viele Menschen ihr Leben lang mit einer solchen Deutung überfordert sein konnten, aber als moralische Setzung gilt es daran unbedingt festzuhalten.
Gleichwohl bleibt die Frage, die in diesem Interview ausführlich diskutiert wird, wie man die Erinnerung an diesen 8. Mai 1945 wach halten sollte – ohne dass man es sich zu leicht macht, aber auch ohne dass der Tag als staatlich verordnetes "hohles" Ritual daherkommt. Vor dem Interview hätte ich einen solchen neuen Feiertag bejaht, jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.
Quelle: Dan Diner, Norbert Frei, Axel Rahmlow Bild: Picture Alliance ... deutschlandfunkkultur.de
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Vom Faschismus sind wir am 8. Mai 1945 ganz sicher nicht befreit worden, denn dieser ist nach wie vor weit verbreitet und wird sogar wieder populärer. Dass Deutschland sich in heuchlerischer Weise auch noch mit einem Feiertag "belohnt", fehlte gerade noch!