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Wie Corona den (Wissenschafts-)Journalismus verändert

Nicola Kuhrt
Medizinjournalistin
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Nicola KuhrtSonntag, 10.01.2021

Nicht verwunderlich: Der Wissenschaftsjournalismus und seine Rolle in Zeiten von Corona war und ist in den letzten Tagen und Wochen immer einmal wieder Diskussionsthema gewesen, nicht nur innerhalb der Wissenschaftsjournalisten, der Wissenschaftsorganisationen und der Politik, sondern auch in den Medien. 

Empfehlen möchte ich heute gleichsam stellvertretend für viele Überlegungen, Kritiken und Empfehlungen einen Text, der im Wissenschaftsressort der ZEIT veröffentlicht wurde: Volker Stollorz, Redaktionsleiter des Science Media Center, berichtet darin über das Verhältnis von Wissenschaft, Wissenschaftsjournalismus und dem Publikum in Pandemiezeiten. Eine Reflexion, die ich sehr lesenswert finde. Wie hat sich der Journalismus in den vergangenen Monaten verändert? Welchen Job haben Wissenschaftsjournalisten und Medien gemacht?

Stollorz beschreibt zunächst den Beginn, dann die Situation im Sommer:

Aber nach dem Schwinden der akuten Angst ereignete sich über den Sommer eine seltsame Verschiebung. In vielen Ländern erhob sich eine Kakophonie von Stimmen, die mehr verwirrten als aufzuklären. Manche bezweifelten die Notwendigkeit der Maßnahmen. Ein populistischer US-Präsident empfahl Desinfektionsmittel und Malariamedikamente als angebliche Heilmittel. Natürliche Herdenimmunität zu erreichen wurde als Therapie lanciert. Heerscharen von Hobbyvirologen auf YouTube und selbst einige wenige ernst zu nehmende Experten behaupteten fälschlicherweise, dieses Coronavirus sei so harmlos wie eine winterliche Virusgrippe.

Auch wenn Wissenschaftsjournalisten weiterhin fundiert und klar berichtet hätten, schreibt Stollorz weiter, im

...Gewirr der vielen lauten Stimmen und verwirrenden Nachrichten, gemischt mit politisierten Debatten, ging verlässliches Wissen vielfach unter.
In Zeiten einer geschwächten Gatekeeper-Funktion des Qualitätsjournalismus kam es im Ergebnis zu einer allgemeinen Verunsicherung über inzwischen in der seriösen Wissenschaft unbestrittene Tatsachen.

Beispielhaft habe die von der BILD-Zeitung angestoßene Pseudodebatte über ein angeblich fehlerhaftes statisches vorläufiges Preprint von Christian Drosten gezeigt, was passieren kann, wenn eine Boulevardzeitung

„...die Herzkammer der Forschung missverstehen will – und eine angebliche Kontroverse mit Hilfe von vermeintlichen Gegenexperten skandalisieren kann, weil sich Laien bei diesem Grad an Komplexität auf die Schnelle kein eigenes fachliches Urteil bilden können.“

Volker Stollorz stellt letztlich in seiner Reflexion Forderungen auf, die ich komplett unterschreiben möchte:

Guter Journalismus über Wissenschaft und eine professionelle Beobachtung der Wissenschaften müssten demnach künftig in allen journalistischen Medien einen höheren Stellenwert erhalten. Klar ist dabei: Vertiefende Recherchen brauchen erhebliche Personalressourcen. Und noch etwas: In der verwissenschaftlichen Gesellschaft, in der wir leben, werden kollektiv bindende Entscheidungen immer häufiger auf der Grundlage von Problembeschreibungen und Handlungsoptionen getroffen, die die Wissenschaft liefert. Die Wissenschaft und der Journalismus über Wissenschaft müssen deshalb künftig reflektierter damit umgehen, welche Wirkung ihre Narrative beim Publikum entfalten.
Wie Corona den (Wissenschafts-)Journalismus verändert

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Kommentare 2
  1. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor fast 4 Jahre

    Danke für den Piq. Ich hatte ihn auch schon als Entwurf, aber bin leider nicht dazu gekommen :)

    1. Nicola Kuhrt
      Nicola Kuhrt · vor fast 4 Jahre

      Danke dir! Wenn ich wichtige Aspekte nicht genannt habe: bitte gern ergänzen! :)

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