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Klima und Wandel

Wärmedämmung ist teuer – oder ?? – Die Energiesprong-Initiative

Dominik LennéFreitag, 04.02.2022

In einem kürzlichen piq ging es um die Notwendigkeit, bis 2050 jedes Haus in Europa "energetisch zu sanieren", d. h. über Wärmedämmung und treibhausgasfreie Heizung den Gebäudebereich zu dekarbonisieren. Das ist nun nicht ganz billig, weil es viel Handarbeit vor Ort bedeutet. Gerüste müssen aufgestellt, Fenster ausgetauscht, Isolierschichten angebracht werden; dazu kommen Wärmepumpen, Lüftungsanlagen, Wärmetauscher. Dass für die notwendige Verdreifachung der Sanierungsrate die Arbeitskräfte knapp und die Lieferketten zu schwach entwickelt sind, hilft auch nicht gerade. 

Während CO2-Vermeidung durch den Ausbau erneuerbarer Energien wie Photovoltaik und Windenergie in Mitteleuropa teils bereits rentabel ist – kürzlich wurde etwa ein großes Offshore-Windprojekt ohne Subventionen zugeschlagen – ist energetische Sanierung bis jetzt zu teuer, um sich durch die ersparten Heizkosten zu finanzieren (1). Auch bei dem neuerdings verdoppelten Erdgaspreis (2) ist die Rentabilität noch fraglich. Die ersparten externen Kosten lassen das Bild natürlich ganz anders aussehen, aber damit kann der einzelne Betrieb im Kapitalismus nicht rechnen. Der Bereich zeigt auch keine Verbilligung durch Technologie, wie wir sie bei den erneuerbaren Energien beobachten können. 

Energiesprong (mit scharfem "s") ist eine Initiative, die das ändern soll. 

Sie wurde in den Niederlanden begründet und stellt eine integrierte Herangehensweise an die energetische Sanierung dar. Der Kern ist die Rationalisierung aller damit verbundenen Prozesse. Zuerst wird per Laserscanner ein genaues digitales Modell des Hauses erstellt, auf Basis dessen in der Fabrik genau passende Vorsatz-Module hergestellt und in relativ kurzer Zeit auf der Baustelle montiert werden. So ein Modul ist ein Stockwerk hoch, besteht aus Versteifungen, Wärmedämmung und Außenschicht und enthält alle nötigen Fenster und Türen. Die vorhandenen Fenster werden ausgebaut. So entsteht eine tiefere Fensternische, die genutzt werden kann. Auch neue Haustechnik wie Photovoltaik-Elektronik, Lüftungsanlagen, Warmwasserbereitung und Wärmepumpe sollen nach Möglichkeit modularisiert werden.

Ziel sind Nullenergie-Häuser, bei denen die von den Solarmodulen gewonnene Energie in der Jahressumme größer ist als die für den Betrieb nötige. Der jährliche Wärmeverlust soll nicht größer als 30–40 kWh/m²a sein. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Berliner Mietshaus hat um die 120 kWh/m²a Wärmeverlust.

Die Deutsche Energie-Agentur dena, ein Thinktank im Bereich "klimaneutrale Gesellschaft", hat sich der Sache für Deutschland angenommen. Sie sieht Energiesprong als deutlich mehr als nur eine Technologie: Es geht um die Integration und Koordination von Wohnungsunternehmen, staatlichen Regulierungen, Banken und Baubranche, die es erst ermöglicht, die Vorteile des Ansatzes Wirklichkeit werden zu lassen. Im besten Falle bekommen wir energetische Sanierung ohne Erhöhung der Wohnkosten. Damit gäbe es sogar eine Möglichkeit, dem hohen Gaspreis auszuweichen! Nun ja, wir werden sehen.

Man betrachte den kurzen Werbefilm mit den lustigen digitalen Plastilinmenschlein, die spazieren gehen und im Wohnzimmer Sit-ups machen.

Der Wikipedia-Artikel dazu ist auch empfehlenswert.

(1) Siehe etwa die Berechnungen des Bezirksamts Mitte zur energetischen Sanierung zweier Schulen mit Turnhallen, in dem verschiedene Sanierungsvarianten verglichen werden. Die Investitionskosten bewegen sich im Bereich von 200–400 €/m² und die CO2-Vermeidungskosten, je nach angesetztem Energiepreis, der die Kostenersparnis bestimmt, bei 100–500 €/tCO2.

(2) Analyse des Gaspreises 2022 des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft

Wärmedämmung ist teuer – oder ?? – Die Energiesprong-Initiative

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Kommentare 1
  1. Maximilian Rosch
    Maximilian Rosch · vor fast 3 Jahre · bearbeitet vor fast 3 Jahre

    Pocket empfahl mir dazu zufällig ein Gespräch mit dem Ingenieur Michael Wicke bei DLF Kultur: "Architects for Future: Auf Nachhaltigkeit bauen" Thematisch deutlich allgemeiner, aber ich dachte, als Ergänzung durchaus interessant. https://www.deutschlan...

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