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Feminismen

Alison Bechdel ist nicht mehr allein

Annett Gröschner
Schriftstellerin und Journalistin
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Annett GröschnerSamstag, 06.01.2018
Ich habe das Feuilleton der NZZ immer gerne gelesen, obwohl ich oft nicht der gleichen Meinung war wie der Autor oder (seltener) die Autorin, aber ich wurde oft angeregt, über Dinge nachzudenken, die nicht in meiner unmittelbare Reichweite waren oder sind. In den letzten Monaten aber ist die NZZ im politischen Spektrum ein ganzes Stück weit nach rechts gerutscht und ich vermisse Autor*innen und Themen. Umso mehr war ich erfreut, diese Rezension von Christian Gasser zu finden, die mal nicht hämisch, in Erwartung des Untergangs des Abendlandes befindlich oder von oben herab über feministische Themen geschrieben ist. Gasser nimmt sich drei neue Graphic Novels vor, in denen Autorinnen sich der weiblichen Selbstbestimmung und Weltsicht widmen. Die Französin Aude Picault erzählt in Ideal Standard über die Krankenschwester Claire, eine Mittdreißigerin, die ihrer anerzogenen, durch Werbung vermittelten und durch eigene Erwartungen gefütterten Auffassungen von familiärem Glück durch Erfahrung verlustig geht. Liv Strömquists Ursprung der Welt „erweist sich“, so Gasser „als ein ebenso unterhaltsames wie informatives, von hinterfotzigem Humor und aufrichtiger Empörung getränktes Pamphlet von hohem aufklärerischen Wert“ über die Vulva, deren Problem in der Geschichte immer Männer gewesen seien, die sich zu sehr für sie interessiert hätten. Und nicht zuletzt weist er auf das neue Buch von Ulli Lust hin: Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein. Das habe ich zwischen den Jahren gelesen und kann Gasser nur zustimmen in seinem Urteil über die gezeichnete Ménage-à-trois zwischen der jungen, als Künstlerin bisher erfolglosen Ich-Erzählerin Ulli, deren Kind bei den Eltern aufwächst, dem älteren asexuellen Schauspieler Georg und dem Nigerianer Kimata. Da schafft es eine, einen „Sog zu entfalten, dem man sich kaum entziehen kann. Tabu- und rücksichtslos dringt sie in Abgründe vor und verknüpft ihre eigenen Erfahrungen mit großen Themen“. Alison Bechdel ist nicht mehr allein.
Alison Bechdel ist nicht mehr allein

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Kommentare 2
  1. Barbara Streidl
    Barbara Streidl · vor mehr als 6 Jahre

    Danke für den Tipp - und deine Beobachtungen der NZZ. Die habe ich vor Jahren aus deinen genannten Gründen geschätzt, dann irgendwie "verloren". Hm.

    1. Annett Gröschner
      Annett Gröschner · vor mehr als 6 Jahre

      Mir fehlen vor allem Autorinnen, die plötzlich verschwunden sind. Ähnlich war es auch bei der FAZ/FAS.

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