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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Der große Zapfenstreich nach dem verlorenen Afghanistan-Krieg fand nun statt.
Eigentlich soll dieser Festakt verdienstvolle Personen verabschieden oder/und die Verbundenheit von Militär und Bevölkerung zeigen.
Man schaue die Fernsehbilder an: Es gibt kein Volk, nirgends. Das Gelände war weiträumig abgesperrt – für eine Demokratie war es eine Schande.
Die Kriegsministerin, die heute Verteidigungsministerin heißt (deshalb die Lüge von der Verteidigung unserer Sicherheit am Hindukusch), erwähnt zwar die afghanischen Ortskräfte, aber lud sie dennoch nicht ein in unser Land.
Während vor dem Reichstag archaische Riten abgehalten worden sind, bangten viele von ihnen um ihr Leben, waren auf der Flucht oder gar in den Fängen der Taliban.
Stellvertretend für Stimmen der Vernunft und der Aufklärung jenseits dieses Zeremoniells sei hier die Webseite des IPPNW verlinkt. So kommentierte die Co-Vorsitzende dieser verdienstvollen internationalen Organisation das Ritual:
Die Bundesregierung lenkt mit der Durchführung des Großen Zapfenstreichs von ihrer eigenen Verantwortung im Afghanistan-Desaster ab. Wie will sie den über 1000 traumatisierten Soldaten die Sinnhaftigkeit ihres Opfers erklären? Wie will sie dem afghanischen Volk erklären, dass die Gelder zur Finanzierung des afghanischen Gesundheitswesens auf Eis liegen und die Krankenhäuser geschlossen sind, weil das Personal nicht bezahlt werden kann? Es ist zynisch gegenüber den Opfern des Krieges und derjenigen, die jetzt unter Mangelernährung leiden, in dem zerstörten Land keine gesundheitliche Versorgung erhalten oder zu Geflüchteten geworden sind.
...
Die afghanische Zivilgesellschaft wurde zum Opfer falscher Entscheidungen und einer gescheiterten Politik – die Bilanzdebatte in der vergangenen Woche und der Abschlussappell heute sind traurige Beispiele für die Schönfärberei eines Bundeswehr-Einsatzes, der viele Milliarden Euro Steuergeld versenkt und eine humanitäre Katastrophe von gigantischem Ausmaß hinterlassen hat.
Während dem verlorenen Krieg im Nachhinein mit diesem aus der Zeit gefallenen Zeremoniell ("Helm ab zum Gebet!") ein falscher Sinn gegeben werden soll, bangen nicht nur Ortskräfte in Afghanistan um ihr Leben, sondern der nächste Krieg in Mali ist auch schon verloren.
Wann wird das dem "Volk, dem großen Lümmel" (Heine) mitgeteilt?
Passend, was der Klassiker Heinrich Heine über solches militaristisches Brauchtum schon 1844 schrieb:
Noch immer das hölzern pedantische Volk,
Noch immer ein rechter Winkel
In jeder Bewegung, und im Gesicht
Der eingefrorene Dünkel.
Sie stelzen noch immer so steif herum,
So kerzengrade geschniegelt,
Als hätten sie verschluckt den Stock
Womit man sie einst geprügelt.
Quelle: Bundesregierung & -wehr u. a.; Gegenrede: IPPNW u.a. www.youtube.com
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Tja, die Bundeswehr hätte halt in Afghanistan bleiben müssen. Das wollte aber auch keiner. Und von den Taliban redet hier auch niemand. Aber die haben mit den Afghanen, der Armut und den vielen Opfern dort auch nichts zu tun.
hm. klar der große Zapfenstreich wird für Personen oder beim Ende von "erfolgreichen" Missionen veranstaltet. nun gut. Hier hat der Staat sich das ja erst aus den Rippen leiern lassen müssen nach der großen Kritik daran, die heimkehrenden Soldaten nicht angemessen zu ehren..
okay.
Aber ja: diese Art des Zeremoniells hat so fatale Anklänge an das Dritte Reich dass man sich schon fragt, ob überhaupt mal ein Politiker nachdenkt - bevor es zu solch symbolischen und umstrittenen Aktionen kommt.
Dass sich übrigens nicht nur ein paar Linke und deutschlandfeindliche Militärfeinde darüber aufregen, kann man daran erkennen dass auch im Ausland - in Ländern mit eigener militäris(ti)cher Tradition - diese Ähnlichkeit erkannt wurde.
Der Zapfenstreich als Zeremonie hat sich im Laufe der Jahrhunderte öfters verändert - wieso nicht auch jetzt?
Sehr gute und sehr wahre Worte zu diesem Zapfenstreich
ja...das muss dieser Linksrutsch sein.