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Kurator'in für: Fundstücke Zeit und Geschichte
Seit der ersten Stunde als Kurator bei Forum dabei: Dirk Liesemer arbeitet als Journalist für Magazine wie mare und G/Geschichte. Er hat Politik, Philosophie und Öffentliches Recht studiert, die Henri-Nannen-Journalistenschule besucht, immer mal wieder in Redaktionen gearbeitet und ehrenamtlich eine Reihe von Recherchereisen mitorganisiert und begleitet. Bisher fünf Bücher, darunter "Café Größenwahn" (2023), ein Ausflug zu den großen Kaffeehausliteraten des Fin de Siècle. Foto: Andreas Unger
Eigentlich spricht alles gegen diesen piq: Ein Interview mit dem Militärhistoriker Sönke Neitzel hatte ich gerade erst hier vorgestellt, allerdings zu einem ganz anderen Thema, nämlich Stalingrad. Und dann ist mir dieses Gespräch auch normalerweise viel zu kurz, nicht mal zehn Minuten lang. Solche kurzen Stücke piqe ich nur höchst selten.
Jetzt ist es mal wieder so weit, denn der Punkt, um den es geht, ist interessant: In der Ukraine-Krise – und nicht nur in dieser – wird gerne mit der Geschichte argumentiert, sowohl von Befürwortern von Waffenlieferungen wie auch von deren Gegnern. Und nun warnt in diesem Interview ausgerechnet ein passionierter Historiker vor historischen Argumenten.
Das, was er sagt, ist sehr plausibel, wenngleich man am Ende trotzdem kurz aufzuckt, weil auf einmal mit den geschichtlichen Erfahrungen des Kalten Krieges argumentiert wird. Aber Neitzels Punkt ist, dass Politik mit Interessen begründet werden muss und eben nicht mit Geschichte. In der Tat wäre die Gefahr ansonsten eine Ideologisierung, wie man sie in autoritären Staaten beobachten kann.
Quelle: Interview mit Sönke Neitzel Bild: picture alliance ... www.deutschlandfunkkultur.de
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wie wahr die Warnung war, sahen wir leider 14 Tage später. ..
Etwas böse gefragt: Wann gab es eine Politik ohne historische Argumente?
Erläutert Sönke Neitzel im Gespräch nicht seine Position mit geschichtlichen Gedankengängen?
Ersetzt er nicht vorherrschenden Ansichten zur Historie mit anderen?
Scheint mir sinnvoll. Geschichte ist immer mehrdeutig. Genau genommen gibt es "die Geschichte" als solche gar nicht, sondern nur ein Gewebe von Geschichten, die jeweils unterschiedliche Aspekte, Blickwinkel, Erlebnisse und Geschehnisse behandeln. Daraus eine "Geschichte" zu machen ist schon eine Gewalttat.